Das Haus Gottes --- Was meinen wir denn damit?

(Predigt zu 2. Samuel, 7)

König David will, nachdem er sich niedergelassen hat,
auch Gott ein schönes Haus,
einen Tempel, bauen.
In einem reich verzierten, schönen Haus soll gebetet und
geopfert werden.
Das hatte er sich so gedacht.
Und Natan, der Prophet, hielt das zunächst auch für gut.

Gott denkt anders. Ihr wollt mir ein Haus bauen??
So spricht der Gott des Universums,
der Gott, der im Zelt, in der Feuersäule und in der Wolkensäule
mit den Israeliten unterwegs war.
Als sie die 10 Gebote auf Tafeln in der Bundeslade mitführten.
Als alle Israeliten noch Nomaden und "unterwegs" waren.

König David, nicht du baust mir ein Haus,
sondern ich errichte dir eines: ein Haus David, eine Dynastie,
deren letzter und größter Spross der Messias, Jesus Christus sein wird.

Wir sollten es eigentlich doch wissen:
wir können Gott nicht in ein Haus aus Steinen sperren;
auch in keinen Tabernakel.
Gott will Wohnung bei uns nehmen,
aber nicht dort, wo wir wollen, sondern da, wo Gott will:
   in unserer Mitte,
   in unseren Herzen,
   in unserer Gemeinschaft!

Maria, die Gottesmutter, wird selbst zum Haus Gottes,
sie empfängt das Wort in ihrem Fleisch
und wird Mutter und schenkt uns allen das Wort Gottes: Jesus!

Darum nennt die Lauretanische Litanei Maria:
du goldenes Haus, du Bundeslade Gottes, du Pforte des Himmels.

Auch wir können
- in etwas anderer Weise, aber darum nicht weniger wirklich -
Gottes Wort empfangen und in uns aufnehmen.
Dann gilt auch für uns: der Herr ist mit dir, fürchte dich nicht!

Ein anderes Bild für die Beziehung von Gott und Mensch ist
der Bund, der Vertragsabschluss.
Der neue Bund, besiegelt durch Jesu Blut: beim Abendmahl.
Die Schuld wird uns vergeben. Wir dürfen uns wieder freuen.


Jesus sagt im Johannesevangelium
zu der Frau am Jakobsbrunnen (4:21):

Glaube mir, Frau, die Stunde kommt,
zu der ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem
den Vater anbeten werdet.
Die Stunde kommt und sie ist schon da,
zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden
im Geist und in der Wahrheit.

Am Ende aller Tage brauchen wir keinen Tempel mehr
und keine Kirchen:

in der Offenbarung des Johannes heißt es (21:2):

Da hörte ich eine laute Stimme vom Thron her rufen:
seht die Wohnung Gottes unter den Menschen!
Er wird in ihrer Mitte wohnen
und sie werden sein Volk sein
und er, Gott, wird bei ihnen sein.

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Einen Tempel sah ich nicht in der Stadt.
Denn der Herr, ihr Gott, der Herrscher über die ganze Schöpfung,
ist ihr Tempel,
er und das Lamm.

Am Ende der Tage braucht es keine Bilder und Symbole mehr.
Er wird uns gegenwärtig sein
und wir ihm in Liebe zugewandt.
Und das wird uns in alle Ewigkeit beglücken. Amen.

Wolf Zanorashe Schmidt S. J.