REVOLUTION:
DIE LIEBE GOTTES STELLT UNSER TUN
(AUCH DAS DER KIRCHE!) IN DEN SCHATTEN

Kennen Sie das:
Da sitzt ein Kind am Strand. Vor ihm: ein Haufen Bauklötze, aus Holz, in bunten Farben.
Mit viel Mühe bastelt sich das Kind einen Turm zusammen, aus den vielen Bauklötzen.
Es muss alles gut passen. Fast ist es fertig, da kommt die Flut. Eine flache, schnelle Welle haut den ganzen Turm um,
alles wird nass vom Wasser und durcheinandergewirbelt ... und schwimmt dann lustig davon! Richtung: Meer.
Das Kind zetert und schreit: aus Enttäuschung.

MISERICORDIA ET MISERA
(die Barmherzigkeit, die Jesus ist --- und die Elende, die Sünderin, begegnen einander.)
So heißt das Papstwort zum Ende des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit. Wenn ich dieses Papstwort aufmerksam lese und interpretiere,
dann ist sein Inhalt revolutionär.
Papst Franziskus scheint zu sagen: -wir bleiben im Bild!- Ihr Kirchenrechtler und Richter baut und bastelt mit dem System herum, den Bauklötzen.
Da gibt es dann Sünden und Bußen, Vergehen und Strafen, leichte und schwere, große und kleine, Ablässe ...
Wer DAS tut, der bekommt dann DAS auferlegt und so weiter.
(Neukaplan zum Pfarrer: was gebe ich dem (gemeint ist: als Buße), der ein Reh gewildert hat? Pfarrer: nicht mehr als 4 Euro 50 pro Kilo!)

Also spielt schön mit den Klötzchen, dem System ...!
Und dann kommt Gottes unmittelbare Welle der Barmherzigkeit, und dem Sünder ist vergeben.
Eure ganze Milchmädchenrechnung ist über den Haufen geworfen; weggewaschen von einer Flut der Barmherzigkeit Gottes!
Ihr könnt Gott keine Grenzen setzen, keine Vorschriften machen. Gott kann tun, immer, "über die Kirche hinaus" und "an der Kirche vorbei".

Hören Sie selbst, wie der Papst das schreibt:
(Misericordia et Misera Nr. 11)
"Es gibt weder ein Gesetz, noch eine Vorschrift, die Gott verbieten könnte, den Sohn/die Tochter wieder in die Arme zu schließen,
die zu ihm zurückkehren und gestehen, einen Fehler begangen zu haben; aber entschlossen sind, wieder von vorne anzufangen.

Nur bei dem Gesetz stehenzubleiben bedeutet, den Glauben und das göttliche Erbarmen zu vereiteln.
Es gibt einen propädeutischen Wert im Gesetz (Gal. 3, 24), dessen Ziel die Liebe ist (vergl. 1 Tim. 1, 5).
Der Christ ist jedoch berufen, die Neuheit des Evangeliums zu leben, das "Gesetz des Geistes und des Lebens in Christus Jesus " (Röm. 8, 2).
Selbst in den kompliziertesten Fällen, in denen man versucht ist, einer Gerechtigkeit den Vorrang zu geben, die allein aus den Normen hervorgeht,
muss man an die Kraft glauben, die aus der Gnade entspringt."

Hatten wir das vergessen? Der Mensch begegnet Gott in den Sakramenten, Gottes Liebe, Gottes Barmherzigkeit, Gottes befreiendem Wort,
und nicht etwa unserer kleinlichen, krämerhaften Gesetzesinterpretation.
WER HANDELT DENN HIER?
WER VERGIBT DENN HIER?
WER SPRICHT LOS?
Das Ideal kennen wir aus der Bibel:
"Frau, hat dich keiner verurteilt?", fragt Jesus die Frau, deren Leben er mit seinem beharrlichen Schweigen gerettet hatte.
"Dann verurteile auch ich dich nicht. Geh in Frieden und sündige nicht mehr", spricht Jesus.

Er kann das. Gott sei Dank! Amen.

Wolf Z. Schmidt S. J.