Ein Gedanke zum Fest Christi Himmelfahrt

Um erwachsen zu werden,
braucht es für Kinder und Eltern eine gewisse "Trennung", eine gewisse Distanz.
Nur so werden die Kinder zu selbständigen und verantwortlichen Erwachsenen.
Zu viel Nähe "verkettet" miteinander und führt zu dauernden Konflikten.

"Christus, der Befreier", so nennt der Theologe Leonardo Boff eines seiner Bücher.
Wie denn anders hätte Jesus Christus hier mit uns auf der Erde sein können?

Indem er einen "Gottesstaat" errichtet, in dem wir ihm alle sofort und immer "dienen" müssen?
Alle Versuche eines "Gottesstaates" sind bislang gescheitert
und haben jeweils viele Menschenleben gefordert:
wir denken an den IS, den Islamischen Staat;
In der Geschichte:
an das reformatorische Genf, beherrscht von Rechtanwalt Calvin und von Theologen;
Savonarola in Florenz,
die Wiedertäufer in Münster
und andere Sondergruppen und selbsternannte Propheten.

kreuzigu.jpg Jesus lässt uns erwachsen werden:
ja, wir sind vollkommen frei,
seine Botschaft anzunehmen oder nicht.
Er übt keinen Zwang aus.
Er ist bei uns, aber in seinem Geist;
nicht so, wie er bei den Jüngern war.
Und wir müssen ihn suchen und finden,
in der Natur,
in unseren armen und geschundenen Schwestern und Brüdern,
in der Eucharistie, in der Stille, im Heiligen Buch,
in der Gemeinschaft (und das ist oft das Schwerste).

Ja, er ist da. Aber wo genau?

Er lässt uns frei;
er schenkt uns Geist und sein Wort
und das Brot zum Miteinanderbrechen.
Mehr nicht. Das reicht.

"Schaut nicht blöd zum Himmel hinauf!"
(Apostelgeschichte 1, 11)
Hier, mitten unter uns... .

Das ist doch großartig, Brüder und Schwestern.
Werden wir erwachsen, im Glauben!

Wolf Z. Schmidt S. J.