"Und das ist heute ..."

So heißt es beim Einsetzungsbericht vom Abendmahl am Gründonnerstag. "Und das ist heute".

"Heute ist uns der Retter geboren, Christus, der Herr" wird uns an jedem Weihnachten verkündet.

"Heute ist Christus von den Toten auferstanden, halleluja" ist die Frohe Botschaft, die wir Ostern hören.

Mit unserer kleinen Prozession vom Aufzug in die Kapelle haben wir es so getan, wie die Menschen von Jerusalem,
als Jesus in die Stadt kam.

Die Kranken gehen nicht mit ihren Füssen, aber sehr wohl im Geiste mit.






Heute also beginnen wir die Woche des Leidens, des Sterbens und der Auferstehung unseres Herrn.

Und das ist, als wäre es heute.

Nein, es ist wirklich heute!!

So, wie wir immer wieder mit Jesus das Abendmahl feiern, so ist uns die ganze Heilsgeschichte gegenwärtig: heute!

In der Ewigkeit geschieht alles gleichzeitig. Da gibt es kein Heute und Morgen mehr.

Hier aber wählen wir mit der Kirche immer ein Geheimnis aus, das wir feiern: Ostern, Pfingsten oder Weihnachten.
So, als ob wir für unser Feiern mit dem Stift einen roten Kreis darum zögen: DAS feiern wir jetzt.

Wenn wir alles gleichzeitig feiern würden (und wir tun das, wenn wir das ganze Glaubensbekenntnis beten), dann wären wir fast überfordert.

Aber tatsächlich feiern wir immer ALLES: ALLES HEUTE! Alles gilt. Alles ist gegenwärtig.
Wir Christen reichen eigentlich schon bis in die Ewigkeit hinein!

Brüder und Schwestern: mir scheint, dass so, wie die Kirche die Heilsgeschichte und das Leben Jesu,
verbunden ganz eng mit unserem Leben, feiert, viel mehr Sinn macht, als alles andere:
Sommer- und Winterzeiten einzustellen; Montag und nicht Sonntag zum ersten Tag der Woche zu deklarieren und anderes.

Wenn ich natürlich nur alle Jubeljahre mal in die Kirche gehe (oder im Fernsehen mitfeiere, wenn ich nicht mehr gehen kann),
dann verpasse ich natürlich, dass das Leben Jesu und mein Leben sich immer mehr annähern wollen
ja, so ist es wohl doch in der Schöpfungsordnung und der Erlösungsordnung vorgesehen.

Wenn ich aber eng mit Jesus durch mein Leben gehe (und damit kann ich immer beginnen),
dann trägt mich mein Glaube, ja dann trägt mich die Freundschaft mit Jesus,
einem Menschen, wie wir, liebenswürdig, großherzig und voller Hoffnung und voller Perspektiven!

Dann jammere ich nicht mehr oder fühle mich verlassen; dann spüre ich doch eher, dass Jesus
mein Kreuz mit mir trägt; dass er so ein Simon von Cyrene für mich wird.

Dann geht es weiter.

Dann ahne ich in allem das neue Leben der Auferstehung.

Ja, natürlich heute: "heute noch wirst du bei mir sein" verspricht Jesus am Kreuz dem Schächer.

Diese Freundschaft mit Jesus lohnt sich doch für mich. Immer. Aber beginnen kann ich damit HEUTE.

Wolf Z. Schmidt S. J.