BIS IHR ES HÖRT UND BEHERZIGT
Genesis 22, 1 - 18 (ohne Auslassungen)

2. Fastensonntag

Manchmal schlafen die Götter.
Oder sie scheinen taub zu sein. Warum erhören sie unsere Gebete nicht?
Wenn es um wichtige Dinge geht, um Leben und Tod,
dann muss man den Göttern wertvolle Geschenke machen.

So denken heute noch die traditionellen Bantu Völker im südlichen Afrika.
Wenn der Regen nicht fällt, wenn die ganze Ernte verdorrt, wenn das Vieh verreckt und die Brunnen leer werden, weil es einfach über lange Zeit nicht regnet: dann muss man halt Gott mit einer besonders wertvollen Gabe "umstimmen".
So bindet man auch heute noch in abgelegenen Gegenden kleine Kinder auf trockenes Astwerk, um sie lebendig zu verbrennen; um so die Götter zu besänftigen. Ja, die eigenen Kinder, die wirklich von ihren Eltern geliebt werden. Aber ohne Regen geht es halt nicht. Was sollen wir denn nur tun?

Bei manchen Nachbarvölkern Israels war genau das religiöser Brauch. In den Moloch, eine erhitzte Eisenstatue, wurden kleine Kinder hineingeworfen und zu Ehren der Götter verbrannt. Vielleicht hatte sich dieser Brauch auch schon bei den Israeliten eingeschlichen. Ausländische Bräuche und Religionen faszinieren immer schon die Menschen.

In der biblischen Erzählung werden wir Zeugen davon, wie sehr Vater Abraham seinen Sohn Isaak liebt. Und wie sehr Isaak seinen Vater liebt. "Mein Vater", sagt Isaak und Abraham antwortet mit "mein Sohn".

Es ist gut vorstellbar, dass diese Abrahamserzählung deswegen so wichtig war, weil in Israel nirgends Kinder geopfert werden sollten. Früchte und Tiere konnten geopfert werden, aber niemals Menschen! Der Gott der Israeliten ist kein Moloch, der kleine Kinder im Feuer frisst.

So weit, so gut, könnten wir denken. Was hat das denn noch mit uns heute zu tun? Kinder, die einer Sache geopfert werden??

Ach ja, Kindersoldaten. Wir produzieren und verkaufen fleißig Waffen in Kriegsgebiete, damit verdienen wir etwas für uns. In Zentralafrika, im Kongo und in anderen vom Krieg geschüttelten Ländern müssen Kinder für die Erwachsenen Soldaten sein und unendlich grausame Dinge begehen (zum Beispiel: ihre eigenen Verwandten massakrieren). Tun sie das nicht, werden sie selber sofort umgebracht. Die Kinder können oft das, was sie da tun müssen, noch gar nicht verstehen. Wenn sie erzählen, wie sie Menschen die Köpfe abgeschnitten haben, so wie man Hühnern die Köpfe abhackt. Ich möchte nicht die Träume haben, die diese ex-Kindersoldaten ihr ganzes Leben haben müssen!

Auch in unserer Welt werden Kinder dem Krieg und dem Morden "geopfert"; indirekt betrifft es auch uns, es ist ja "unsere" Welt! Es gibt immer noch genug dumme Opas und Omas, die ihren Enkelkindern Kriegsspielzeug schenken! Früh übt sich...!

Oder die vielen Kinder, die in Indien und anderswo in Steinbrüchen arbeiten müssen. Schon früh füllen sich ihre Lungen mit Steinstaub und sie werden sicher nicht alt werden. Schutzmaßnahmen gibt es wenige oder gar keine. Kinderarbeit im Steinbruch! Und nicht nur dort! Wenn wir etwas nachdenklich werden: das kann Gott nicht gefallen!

Und so könnten wir die Abraham und Isaak Geschichte umschreiben. Zum Beispiel:
Jesus kommt und zerbricht die Waffen, die Erwachsene den Kindern im Krieg geben wollen. Jesus geht mit diesen Kindern und unterrichtet sie in seiner Schule. Und es gibt genug zu essen, mittags. Und am Nachmittag wird Fußball oder Volleyball gespielt. Den Kindern wird ihre Kindheit nicht mehr gestohlen durch Schwerstarbeit oder durch grausige Henkersdienste oder durch sexuelle Ausbeutung.

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Otto Pankok
"Jesus zerbricht das Gewehr"
ein Linoldruck von 1950

Fasten wir vom Krieg! Liefern wir keine Waffen in Konfliktgebiete. Soll sich unsere Regierung hier ein "Fasten" auferlegen! Das fordern nicht nur christliche Kirchen, sondern auch Oppositionsparteien im Bundestag.
Davon ab, was würde Jesus uns raten zu tun? Nur das zählt. Jesus liebt die Kinder und segnet sie; nie würde Jesus "Kinder verheizen", nicht im Krieg und nicht in den Steinbrüchen dieser Erde.
Die Beispielsgeschichte von Abraham und seinem Sohn Isaak beantwortet diese Frage für immer. AMEN.

Wolf Z. Schmidt S. J.