Vorbei ist der Frondienst ...
(Jesaja 40, 1 - 5. 9 - 11)

2. Adventssonntag B

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"Redet Jerusalem zu Herzen und verkündet der Stadt, dass ihr Frondienst zu Ende geht ..."
Welcher Frondienst denn?

Ich könnte mir denken, der Frondienst am Tod:

  • Jede und jeder von uns kann dafür zu sorgen, dass andere Menschen "mehr Leben" haben (und das kann ich, wenn ich zum Beispiel "fair" gehandelte Waren bevorzuge).
  • Ich kann eine von den vielen Initiativen unterstützen, die unser gemeinsames Weltklima schützen oder die Vegetation, den Regenwald, die die Vermüllung der Weltmeere stoppen wollen oder die indigenen Völker schützen wollen.
Mit solchen kleinen Schritten setze ich mich dem Tod gegenüber und fördere das Leben und das Zusammenleben der Völker dieser Erde.
Auch muss ich mich der Massentierhaltung entgegensetzen; warum müssen Tiere leiden, nur damit ich sie tot aber billig verzehren kann? Das ist sicher nicht der Wille des Schöpfers!

Auch der Frondienst an der Sünde soll zu Ende sein:
Wie oft werden Menschen ausgebeutet, damit andere verdienen und unverhältnismäßige Profite haben?
Alle möglichen Suchten und Krankheiten der Menschen werden noch ausgebeutet, damit einige Wenige verdienen: die Drogensucht, die Alkoholsucht, die Spielsucht und die Sexsucht, alle möglichen Gewaltphantasien und Vorstellungen; ja, wir könnten sagen, die Fantasie des Menschen wird pervertiert, um Geld zu verdienen.
Selbst der Sport ist nicht mehr sauber: überall muss getestet werden, ob die Leistungen genuin sind, oder ob sie durch doping erschlichen wurden.

"Die volle Strafe hat die Stadt erlitten, dass ihre Schuld beglichen ist ..."
Ein strafender Gott, ein rächender Gott? Ein alter, gewalttätiger und böslauniger Alter dort oben im Himmel?

Befreien Sie sich von mancher Vorstellung aus der Kindheit. So gerade ist Gott nicht! Das ist nicht der Gott Jesu, der sagt: selig die Sanftmütigen, selig die reinen Herzens sind, selig die Friedfertigen, selig, die keine Gewalt anwenden, selig, die auch die andere Wange hinhalten und nicht Gleiches mit Gleichem vergelten!!

Ganz anders der Gott, der zu uns Menschen kommt, als Mensch, zuerst als armseliges, schutzbedürftiges kleines Kind in der Krippe, der Gott, der ist, der unsere Liebe so hervorlockt, damals wie heute!

Ich meine damit nicht das Tränlein, das wir uns angesichts des Holzjesuskindes in der Krippe verdrücken; sondern die Tränen, die wir vergießen, wenn Menschen wie wir, Menschen aus Fleisch und Blut, als Flüchtlinge schutzlos Erpressern und Menschenhändlern ausgesetzt sind, wenn sie um ihr Leben schwimmen müssen oder verhungern, auf dem langen Weg in die Freiheit. Eine Freiheit, die für uns alle hier schon ganz selbstverständlich ist!

Es soll endlich mehr Klarheit und mehr Aufrichtigkeit geben: Wege durch die Wüste, Aufdecken von verdeckten Beziehungen und Gemauschel, gerade Wege, nicht krumme: dafür brauchen wir gute Journalistinnen und Journalisten!

Die "Herrlichkeit Gottes" (Jes. 40, 5)
besteht in einer geschwisterlichen, gerechten Beziehung zwischen den Menschen, den Völkern der Erde und den Kulturen. Unser Gott ist ein Gott der Wahrheit, des Lebens und des Weges (Joh. 14, 6)

"Gott kommt mit Macht", (Jes. 40, 10),
aber von uns wird erwartet, dass wir mit brennenden Lichtern und Herzen ihn erwarten;
dass wir ihm entgegengehen,
dass wir das uns Mögliche tun, "damit sein Reich kommt"!

Wie sehr müssten wir uns ändern, um diesem Friedensfürsten, der als Winzling und Baby in unsere Welt kommt, der als Flüchtlingskind und Flüchtlingsfrau und Flüchtlingsmann uns begegnet, ähnlich zu werden?

"Wie soll ich dich empfangen?" fragt Paul Gerhard in einem Lied.
"Auch dürft ihr nicht erschrecken vor eurer Sünden Schuld; nein, Jesus will sie decken, mit seiner Lieb und Huld." "Ihr dürft euch nicht bemühen, noch sorgen Tag und Nacht, wie ihr ihn wollet ziehen, mit eures Armes Macht. Er kommt, er kommt mit Willen, ist voller Lieb und Lust, all Angst und Not zu stillen, die ihm an euch bewusst."

Damit ist alles gesagt. AMEN.

Wolf Z. Schmidt S. J.